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Geschichtsverein: Klagenfurter Wasser und „neues“ ältestes Blockbauhaus – Präsentation der Carinthia I am 19. Dezember

Klagenfurts Wasserleitung 1913–1938 und das „neue“ älteste Blockbauhaus Österreichs

Carinthia I des Geschichtsvereines für Kärnten wird am 19. Dezember im kärnten.museum präsentiert. Auch Preise für vorwissenschaftliche Arbeiten an Schulen werden verliehen.

Die Carinthia I 2024 ist gerade frisch aus der Druckerei gekommen. Präsentiert wird die neue Zeitschrift des Geschichtsvereines für Kärnten am Donnerstag, 19. Dezember, um 17.00 Uhr im kärnten.museum in Klagenfurt. Diesmal ist sie 800 Seiten dick und enthält Beiträge von 33 Autorinnen und Autoren, darunter auch die frühere Geschichtsvereinsdirektorin Claudia Fräss-Ehrfeld oder die Direktorin des Museums Moderner Kunst Kärnten (MMKK), Christine Wetzlinger-Grundnig. Sogar aus Italien, Slowenien, Deutschland und Dänemark wurden Texte geliefert. Erhältlich ist die Carinthia I um 30 Euro über den Geschichtsverein oder im Buchhandel. Vereinsmitglieder bekommen sie gratis zugeschickt.

Das Redaktionsteam der Carinthia I: Renate Jernej, Geschichtsvereinsdirektor Wilhelm Wadl und Martin Stermitz. © Geschichtsverein/Heidi Rogy
Das Redaktionsteam der Carinthia I: Renate Jernej, Geschichtsvereinsdirektor Wilhelm Wadl und Martin Stermitz. © Geschichtsverein/Heidi Rogy

„Die Carinthia gibt es seit 1811 und sie ist damit die älteste wissenschaftliche Zeitschrift Österreichs“, berichtet Geschichtsvereinsdirektor Wilhelm Wadl. Er ist gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Renate Jernej und Martin Stermitz für die Redaktion verantwortlich. „Jede Ausgabe enthält wissenschaftliche Beiträge und spannende Geschichten aus den Regionen Kärntens und auch darüber hinaus. Das ist perfekter Lesestoff für die kalte Jahreszeit“, meint Wadl. Die Carinthia I zeigt zudem, dass sich Menschen immer wieder in der Geschichte mit den gleichen oder ähnlichen Themen auseinandersetzen, so der Historiker weiter. Er denkt dabei unter anderem an den Beitrag des Klagenfurter Historikers Christian Pichler über die Wasserleitung der Landeshauptstadt.

Pichler hat sich in seinem Beitrag mit der Klagenfurter Wasserversorgung in den Jahren 1913 bis 1938 befasst. Man liest darin unter anderem, dass Kolibakterien auch schon 1928/29 für Probleme und Diskussionsstoff gesorgt hatten. Der Autor schildert aber vor allem, wie die Stadt versuchte, den durch das Bevölkerungswachstum rasch steigenden Wasserbedarf zu decken. Immerhin waren es nach nur sechs Hausanschlüssen im Jahr 1866 im Jahr 1937 bereits 1.660. Die Wasserproduktion stieg im selben Zeitraum von 295.200m³ (1866) auf 1.282.400m³ (1937). Die Einwohnerzahl hatte sich von 15.282 (1866) auf ca. 31.000 (1937) verdoppelt. 1913 hatte es laut Recherchen Pichlers eine extreme Wasserknappheit in Klagenfurt gegeben, die für einen Spar-Appell des Magistrates und Unmut in der Bevölkerung sorgte. Der zuständige Bauamtsleiter wurde zwangspensioniert und es wurde sogar ein Sabotageverdacht geäußert. Nach dem Kärntner Abwehrkampf kam es zu einer kuriosen Situation: Die Klagenfurter Wassergewinnungsanlagen befanden sich 1919/20 im vom SHS-Staat besetzen Gebiet, die Wasserverbraucher wohnten im österreichischen. Das Thema Kolibakterien kam durch Untersuchungen im November und Dezember 1928 auf. Als Verursacher der Verunreinigungen wurde der „Sattnitzbauer“ vermutet, dieser musste dann 1929 tatsächlich seinen Bauernhof mit Gaststätte schließen. Laut Pichler hatte die Stadt 1937/38 insbesondere mit zu niedrigem Wasserdruck zu kämpfen. Das beeinträchtigte Löscheinsätze der Feuerwehr und in manchen Häusern gelangte Leitungswasser nicht bis in das 3. oder 4. Stockwerk. Die Stadt begegnete dem mit baulichen Maßnahmen, unter anderem wurde das Fassungsvermögen des Behälters am Kreuzbergl erhöht.

So holte man damals Wasser. Ein Auslaufbrunnen am Klagenfurter Pfarrplatz um 1910. © KLA, Hudelist Christian; Bildquellensammlung
So holte man damals Wasser. Ein Auslaufbrunnen am Klagenfurter Pfarrplatz um 1910. © KLA, Hudelist Christian; Bildquellensammlung

In die Kärntner Regionen führt die Leserinnen und Leser unter anderem der Beitrag von Heimo Schinnerl. Der frühere Leiter des Freilichtmuseums Maria Saal stellt darin sensationelle Untersuchungsergebnisse eines Bauernhauses in St. Oswald bei Bad Kleinkirchheim vor. Im April 2024 wurde das etwa 150 Meter westlich der Kirche gelegene Objekt „Obkircher“ umfassend untersucht. Mittels Dendrochronologie, also Datierung nach den Jahresringen des Bauholzes, konnte festgestellt werden, dass zwei Stuben des Hauses 1462 errichtet wurden. Sie sind damit als die derzeit ältesten Stuben in Kärnten zu klassifizieren, betont Schinnerl. Bisher galt das 1470 errichtete „Bodnerhaus“ als das älteste in Blockbauweise errichtete Gebäude Österreichs. Es stammt ursprünglich ebenfalls aus St. Oswald und ist im Freilichtmuseum Maria Saal zu besichtigen. Bei den Untersuchungen des „Obkircher“-Hauses wurde sogar Bauholz aus dem Jahr 1433 gefunden. Verwendet wurde überwiegend Fichtenholz, im unteren Bereich des Hauses kam auch Lärchenholz zum Einsatz. Nachgewiesen wurde aber auch, dass der „Obkircher“ bereits im 15. Jahrhundert ein stattliches, zweigeschossiges Bauernhaus war. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Anwesen 1470, wie Schinnerl herausfand. 1678 kam es laut Urkunden zu einer Teilung des Wohnhauses in den „Unteren Obkircher“ und „Oberen Obkircher“. Daher verfügt das Haus seit dem späten 18. Jahrhundert auch über zwei Rauchstuben.

Präsentiert wird die neue Carinthia I im Rahmen des Adventempfangs des Geschichtsvereines. Dabei werden auch Preise für vorwissenschaftliche Arbeiten an Schulen verliehen. Sie gehen heuer an Selina Schwager und Julia Ferlitsch von der HLW Hermagor, die über die Gailtaler Kirchtage forschten, sowie an Philipp Sucher vom Klagenfurter Europagymnasium, der seine Arbeit über die Kärntner Partisanen schrieb.

Hinweis: Ausgaben der Carinthia, Carinthia I und Carinthia II können auf der Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek nachgelesen werden: https://anno.onb.ac.at/

Informationen zum Geschichtsverein für Kärnten: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/

Redaktion: Markus Böhm, Pressereferent und Mitglied im Beirat des Geschichtsvereines

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